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Wohnbautätigkeit: wir brauchen eine Ermöglichungs- statt Verhinderungspolitik

Wohnbautätigkeit: wir brauchen eine Ermöglichungs- statt Verhinderungspolitik

Die wachsende Bevölkerung und ein höherer Bedarf pro Person - wir brauchen mehr Wohnraum in der Schweiz. Die Politik muss aktiv werden, damit die Wohnbautätigkeit möglichst rasch zunehmen und bezahlbarer Wohnraum auf dem Markt verfügbar wird.

Wir brauchen mehr Wohnraum

Die Bevölkerung der Schweiz wächst. Waren es am 1. Januar 2001 noch knapp 7.2 Millionen Personen, die in der Schweiz lebten, waren es 20 Jahre später fast 8.7 Millionen (Bundesamt für Statistik BfS)). Es dürfte wohl nicht mehr lange dauern, bis die 9-Millionen-Marke geknackt wird. Gleichzeitig hat sich auch das Wohnverhalten verändert. Der Anteil an Personen, die alleine oder zu zweit in einem Haushalt leben, hat verhältnismässig deutlich zugenommen. War der Anteil an Einzelhaushalte 1960 noch bei etwas mehr als 4 Prozent, war er 2021 bei über 17 Prozent (BfS) - er hat sich somit mehr als vervierfacht. Haushalte mit drei oder mehr Personen sind hingegen im Verhältnis abnehmend (BfS).

Berücksichtigt man die oben aufgeführten Zahlen, dann ist die Schlussfolgerung nicht weit, dass uns in der Schweiz der Wohnraum fehlt. Ein Indikator dafür ist die sogenannte Leerwohnungsziffer. Diese umfasst die leer stehenden Wohnungen und ist somit auch ein Indikator für Wohnungsknappheit. Auch diese zeigt eine deutliche Tendenz: nach unten. Lag sie 2022 noch bei 1.31 Prozent, standen 2020 noch 1.72 Prozent der Wohnungen leer (BfS).

Die Leerwohnungsziffer sollte allerdings mit Vorsicht genossen werden. Leere Wohnungen im Wallis nützen nichts, wenn Personen in Winterthur Wohnungen benötigen. Genau dies ist aber aktuell der Fall. Mit Blick auf die Statistiken des BfS wird deutlich, dass sich insbesondere in den urbanen Zentren die Wohnsituation verschärft. Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich und das treibt die Preise in die Höhe. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken und bezahlbaren Wohnraum verfügbar zu machen, brauchen wir mehr davon!

Die Politik ist gefragt

Die Wohnraumproduktion ist jedoch stark reguliert und das Bauland teuer und knapp. Doch gerade in und um die urbanen Zentren muss der Wohnbau deutlich zunehmen, um die Marktsituation zu entspannen. Hierfür brauchen wir eine Politik und Behördenarbeit, die bewilligt und nicht verhindert. Aber genau hier liegt das Problem. Von allen Seiten hört man immer wieder Rufe nach mehr Vorschriften und Regulationen beim Bauen, seien diese aufgrund von Landschafts-, Lärm-, Heimatschutz usw. Mögen diese auch noch so gut begründet sein - sie schaffen leider keinen zusätzlichen Wohnraum, der so dringend benötigt wird. Wir können nicht Wohnbautätigkeit einschränken bzw. verhindern und gleichzeitig neuen Wohnraum schaffen. Ob dieser dann auch bezahlbar ist, darüber haben wir dann noch gar nicht gesprochen. Wir brauchen jetzt eine Ermöglichungs- statt eine Verhinderungspolitik.

Wofür setze ich mich ein?

In meiner politischen Arbeit und insbesondere im Kantonsrat setze ich mich genau dafür ein. Mir ist wichtig, dass im Hinblick auf Neu- oder Umbauten, Sanierungen oder Renovierungen sowohl die Behördenarbeit vereinfacht wie auch die Bewilligungsverfahren verschnellert werden. Gleichzeitig müssen wir auch ins Auge fassen, dass viele Bautätigkeiten durch einerseits Vorschriften bezüglich des Lärms, Heimat- oder Landschaftsschutzes und andererseits Einsprachen verkompliziert, verlängert oder gar verhindert werden. Dies sind Ansatzpunkte, um die Marktsituation zu entschärfen und den dringend notwendigen Wohnraum entstehen zu lassen.

 

Martin Farner-Brandenberger

Präsident HEV Region Winterthur

Kantonsrat FDP

 

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