Jetzt teilen:

Aktuell

Erneuerbare Energien – Bericht einer Sanierung in der Kernzone

Erneuerbare Energien – Bericht einer Sanierung in der Kernzone

Im ersten Teil habe ich bereits über die Sanierung meines Eigenheims, um auf erneuerbare Energien umzusteigen, informiert. Dies ist nun ein Nachfolgebericht mit ausführlicheren Informationen, gerade über den Bewilligungsprozess sowie die Beantragung der Fördergelder.

Unser Vorhaben

Meine Frau Eveline und ich haben 1998 ein Eigenheim in Oberstammheim gebaut. Dieses steht im Perimeter des schützenswerten Ortsbilds und wurde bis anhin mit einer Ölheizung beheizt. Wir haben uns vor einiger Zeit dazu entschieden, dass wir Energien nutzen wollen, die nicht aus einer limitierten Ressource stammen. Deshalb fiel unser Entscheid auf eine Erdsonden-Wärmepumpe zum Heizen mittels Erdwärme sowie eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung durch Sonneneinstrahlung. Zur Umsetzung haben wir die Firmen Bötschi Gebäudetechnik (Wärmepumpe) und Ilg + Köstli AG (PV-Anlage und Batteriespeicher) engagiert. Nachfolgend zeige ich auf, wie das Projekt von den Vorabklärungen bis hin zur Installation und Inbetriebnahme sowie die behördliche Arbeit abgelaufen ist.

 

Vorabklärungen

Vor Beginn der Projektierung standen einige Vorabklärungen an. So galt es, die konkreten Bedürfnisse abzuklären, damit die beiden Anlagen daran ausgerichtet werden können. In dieser Phase gingen wir davon aus, dass die PV-Anlage lediglich meldepflichtig sei, wenn die kantonalen Bestimmungen eingehalten würden. Wir wurden allerdings des Besseren belehrt (mehr hierzu weiter unten). Darüber hinaus haben wir die Bewilligungsfähigkeit der Erdsonden-Bohrung auf unserem Grundstück geprüft. Dieses kann man bspw. auf dem Portal von EnergieSchweiz (www.kann-ich-bohren.ch) überprüfen. Die Fachpersonen haben noch weitere Abklärungen spezifisch für die Anlagen getroffen wie bspw. Grenzabstände, worauf ich hier aber nicht näher eingehen werde.

Weiter ist an dieser Stelle empfehlenswert, das Projekt auf allfällig verfügbare Förderprogramme zu prüfen. Auf dem Portal www.energiefranken.ch wird übersichtlich aufgezeigt, welche Förderbeiträge in der jeweiligen Gemeinde verfügbar und welche Stellen dafür verantwortlich sind. Dies als Vorabklärung zu machen, lohnt sich, da die Anträge je nach Förderprogramm zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt gestellt werden müssen. In unserem Fall können wir Fördergelder für die PV-Anlage sowie für die Wärmepumpe beantragen. Für den Batteriespeicher bekommen wir in der Gemeinde Stammheim keine Fördergelder, aber dies ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. In unserem Fall galt es, den Antrag für die Wärmepumpe, früh in der Projektierungsphase zu stellen und bei der PV-Anlage mussten wir bis nach der Inbetriebnahme warten. Grund dafür sind für den Antrag ausstehende Kontrollen (seitens der Gemeinde wie auch eine Elektrokontrolle).

Die Denkmalpflege hatte keinen direkten Einfluss auf unser Bauvorhaben. Falls dies aber so sein solle, dann ist es empfehlenswert, diese möglichst früh miteinzubeziehen, um allfällige Verzögerungen zu einem späteren Zeitpunkt entgegenzuwirken.

 

Projektierung

In der Projektierungsphase haben unsere Fachpersonen das Vorhaben sorgfältig geplant. Gleichzeitig haben wir das Fördergeld für die Wärmepumpe angemeldet. Wichtig ist, dass die Installation erst begonnen wird, wenn eine Zusage der Gelder vorliegt.

 

Bewilligungsverfahren

Die Gemeinde bewilligte unser Gesuch für die Wärmepumpe. Die Bewilligung der PV-Anlage war herausfordernder. Die Gemeinde hat unser Vorhaben abgelehnt mit der Forderung, die Module horizontal zu verlegen, sodass eine rechteckige Fläche entsteht. Durch das neue Layout mit weniger Modulen reduzierte sich die maximale Leistung von 12.24kWp auf 9.52kWp, was rund ein Viertel der geplanten Leistung ist. Nach Einreichung dieses angepassten Projekts entschied die Gemeinde, dass sie über das Projekt nicht entscheidet. Wie bereits oben erwähnt, gingen wir davon aus, dass unser Vorhaben bei der Gemeinde nur meldepflichtig ist, wenn wir uns an die entsprechenden Vorgaben des Kantons hielten. Nachdem wir schon das Layout anpassen mussten, hat die Gemeinde die Anfrage nun an den Kanton weitergeleitet. Begründung hierfür war, dass sich unser Gebäude im Perimeter des schützenswerten Ortsbilds befindet. Dies bedeutet, dass es vom schützenswerten Ortsbild her ersichtlich ist. Die Baudirektion des Amts für Raumentwicklung gab uns dann neue Anforderungen bekannt. Der Farbton der Module muss dunkel und einheitlich oder der Dachfläche angepasst sowie reflexionsarm sein. Darüber hinaus muss die PV-Anlage rechteckig und kompakt ausgeführt werden. Die Anlage muss zudem zu Dachabschlüssen und Übergängen von Dachflächen immer zwei Ziegelreihen Abstand oder 50 cm oder vollflächige dachintegrierte Anlagen vorsehen. Letztlich müssen die Module liegend gemäss horizontaler Struktur von Ziegeldächern montiert werden. Schliesslich wurde, trotzdem dass sich unser Gebäude nicht im schützenswerten Ortsbild befindet, eine Baubewilligung verlangt. Diese wurde uns zwar erteilt, hat unser Vorhaben aber um ganze drei Monate verzögerte.

 

Installation und Inbetriebnahme

Dank der sorgfältigen Planung und Vorbereitung unserer Fachpersonen verlief die Installation beider Anlagen ohne Probleme. Besonders erwähnenswert ist zudem, dass auch alle Arbeiten sehr kompetent und reibungslos durchgeführt wurden.

  

Laufender Betrieb

Die Erdsonden-Wärmepumpe ist bereits über einem Jahr und die PV-Anlage seit einigen Monaten im Einsatz. Wir erzeugen unseren eigenen Strom und unsere eigene Wärme, wobei wir unabhängig von einem öffentlichen Netzwerk oder volatilen Märkten sind. Wir sind wirklich sehr zufrieden damit.

 

Fördergelder

Nach der Inbetriebnahme haben wir die Fördergelder beantragt. Für die Auszahlung der Gelder für die Erdsonden-Wärmepumpe mussten wir noch das Anlagenzertifikat mit weiteren Dokumenten nachreichen, was im Dezember letzten Jahres dann geschehen ist. Die Gelder haben wir letzten Monat erhalten, was durchaus erstaunlich ist, da es trotz Anmeldung und Bewilligung der Fördergelder schliesslich doch noch 5 Monate bis zur Auszahlung gedauert hat. Offenbar sind aber mehrere Monate Wartezeit für die Fördergelder durchaus gang und gäbe.

Die Fördergelder für die PV-Anlage konnten wir erst nach deren Inbetriebnahme beantragen. Das Gesucht erfordert, dass unterschiedliche Parteien Teile des Gesuchs ausfüllen müssen, was der Komplexität des gesamten Prozesses weiter beiträgt. In unserem Projekt haben wir das Gesuch eingereicht und warten aktuell auf den Bescheid. Allerdings wissen wir aber genau, um welchen Förderbeitrag es sich bei der wahrscheinlichen Zusage handeln wird.

 

Mein Fazit

Rückblickend kann ich festhalten, dass ich unglaublich dankbar um meine gewählten Partner bei diesem Bauprojekt bin. Die Fachkräfte von Bötschi Gebäudetechnik sowie Ilg + Köstli AG haben uns in jedem Schritt äusserst kompetent beraten und unterstützt. Die wahrlich nicht einfachen Prozesse rund um die Behördenarbeit, sei dies hinsichtlich der Baubewilligungen oder der Anmeldung/Beantragung der Fördergelder, konnten sie kompetent erledigen. Die Einblicke, die ich und meine Frau bekommen haben, stimmen mich jedoch nachdenklich. Will man möglichst viele Haushalte für die Zukunft rüsten und mit erneuerbaren Energien versorgen, dann müssen wir an unseren bürokratischen Verfahren arbeiten. Unsicherheiten und Unklarheiten im Planungsverfahren müssen möglichst reduziert und die Prozesse vereinfacht werden. Wir müssen gerade auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel sicherstellen, dass wir die nicht sowieso fehlenden Fachkräfte aus ihrem Arbeitsfeld abziehen, um bürokratische Schlachten auszuführen. Sie sollen ihren Facharbeiten nachgehen können. Schliesslich ist es in unser aller Interesse, dass wir erneuerbare Energien sowie die Fachkräfte in ihren Kompetenzbereichen im Einsatz haben.

Martin Farner-Brandenberger

Präsident HEV Region Winterthur

Kantonsrat FDP

 

Jetzt teilen:

Weitere Beiträge